Schetinin Schule
Im Jahr 2015 erreichte mich ein Artikel über diese außergewöhnliche Schule. Noch heute ist sie neben meiner Coachingausbildung der wichtigste Antrieb meine Arbeit als Lehrender zu verändern.
Hier nun eine Sammlung von Informationen über eine Schule, die schon von der UNESCO im weltweiten Ranking von Schulen als die Beste geführt wurde!
Weiter unten befinden sich einige Videos und ein Artikel zu dieser Schule. Hier schreibe ich alles was ich von Leuten erfahren habe, die schon mal an dieser Schule waren. Es sind aber nur die Dinge, die ich sonst nirgend wo anders gefunden oder gehört habe.
Wichtig ist: Alle Informationen über die Schetinin Schule sind niemals aktuell. Sie bilden immer nur einen kurzen Zeitabschnitt wieder. Die Schule ist in einem stetigen Wandel. Es ist also unmöglich zu sagen, „So machen sie es …“ oder „So ist es dort“. Sie sagen selbst, dass sich die Schule mit jeder Person die kommt und jeder die wieder geht verändert. Also alle Informationen sind Fakten einer gewissen Zeit.
In all meinen Gesprächen habe ich immer das Gefühl bekommen, dass Schetinin zwar operativ im Bereich des Lernens an der Schule nicht so viel macht wie man es von einem Schulleiter erwartet, er aber unendlich wichtig für den Geist der Schule ist. Er ist es, der ganz stark auf die Werte achtet und auch immer für sie einsteht. Es ist sein Menschenbild, dass er immer wieder einbringt und dadurch seinen Schülern die moralische Basis gibt, damit sie sich und ihre Persönlichkeit entwickeln können.
Ab sofort schreibe ich ohne große Ordnung hier alles auf, was ich mir auf verschiedenen Zetteln notiert habe:
Eine zentrale Frage beim Lernen ist immer: „Was brauche ich für mein Leben?“. Bei allen Themen wird immer der Zusammenhang zum eigenen Leben gesucht und bekommt so einen Sinn. Durch die Mitschrift einer Schetinin-Schülerin habe ich auf die Frage, „Wofür lernt man?“ folgende Antworten bekommen: Lernen ist grundsätzlich ein Streben nach etwas. Ein Streben sich auszudrücken und entfalten zu können. Ein Streben um sein Leben zu verbessern bis hin zu einer Vervollkommnung, um anderen wieder zu helfen. Ein Streben um sich Wünsche in der Zukunft erfüllen zu können. Hierfür sind Leitbilder sehr wichtig. Der tiefere Sinn des Lernens ist aber „Gutes Tun im Jetzt“, da das Leben im Jetzt stattfindet und nicht in der Zukunft und in der Vergangenheit.
Das Lernen findet grundsätzlich in Gruppen statt. Die Gruppengröße hat über die Jahre mehrfach variiert. Bei solchen Themen wird immer neu experimentiert, was gut ist. Auch verändern sich immer wieder Rahmenbedingungen, die sich bei dieser hohen Flexibilität der Schule auch auf die Lerngruppen auswirken. Früher waren es größere Gruppen, heute sind sie eher kleiner. Aber wie gesagt, alles ist im Fluss.
Wie sich die Gruppen genau bilden, bzw. was es da für Erfahrungen und Varianten gibt, konnte ich bis jetzt noch nicht so richtig herausfinden. Aber es ist wohl ein Prozess in den ersten Wochen. Auch wie lange die Gruppen zusammen sind ist unterschiedlich. Es kann ein Jahr sein, es kann aber auch nur für ein Thema (Fach) sein.
Eine Gruppe hat immer das Ziel gemeinsam weiter zu kommen. Es gibt ständige Reflektionen auch über den Gruppenprozess. „Was war gut und bringt die Gruppe weiter?“ bzw. „Was hat nicht geholfen?“. Es werden Verantwortungsgebiete erarbeitet und an Gruppenmitglieder vergeben. Diese werden aber von jeder Gruppe jeweils selbst erarbeitet und können sich auch von Gruppe zu Gruppe unterscheiden. Eine Gruppe lernt nicht nur zusammen, sondern sie wohnt auch zusammen und erledigt gemeinsam alle Aufgaben die zu machen sind.
Jede Gruppe hat auch einen Gruppenleiter. Dieser ist meist ein erfahrener Schüler. Es kann aber auch sein, dass in einer Gruppe mit vielen erfahrenen Schülern der Posten an einen weniger erfahrenen Schüler gegeben wird, damit er sich entwickeln kann. Hier gibt es also keine festen Regeln. Es wird einfach gesehen, was für die Gruppe am Besten ist. Es gibt natürlich auch ein regelmäßiges Feedback an den Gruppenleiter und von ihm an die Gruppenmitglieder. Der Gruppenleiter ist aber nicht der Lehrer oder derjenige, der das Wissen übergibt. Er dokumentiert aber die Entwicklungsprozesse der Schüler und bespricht diese auf Nachfrage auch mit Schetinin oder den Lernbegleitern. Er ist auch der Organisator der Gruppe und kümmert sich zum Beispiel darum, dass andere Gruppen und Schüler gefunden werden, die der Gruppe Wissen übergeben.
Die Übergabe von Wissen hat sich über die Jahre auch ständig verändert. Früher wurde es oft mit der ganzen Gruppe übergeben. Dies konnte durchaus auch ein Theaterstück oder Lied sein. Es gibt hier gar keine Einschränkungen. Heute wird das Wissen wohl öfter von einzelnen Schülern als Experte übergeben.
Auch die Altersstruktur hat sich über die Jahre verändert. Am Anfang waren wohl auch noch sehr junge Kinder an der Schule, die noch nicht Lesen und Schreiben konnten, als sie kamen. Heute ist das wohl nicht mehr der Fall.
Die Schule hat etwa 300 Schüler. Dies variiert aber auch sehr stark. So gab es mal eine Zeit lang nur 100 Schüler, weil der Staat vorgegeben hat, dass nur noch 3 Schüler in einem Zimmer wohnen dürfen. Dann mussten erst neue Häuser gebaut werden.
Die Auswahl der Schüler war wohl immer sehr frei. Es gab eine gemeinsame Phase im Sommer, wo die Neuen dabei waren. Wenn die Schüler aus sich heraus bereit waren diesen Weg der Schule zu gehen, konnten sie bleiben. Waren sie noch nicht so weit, konnten sie es im nächsten Jahr wieder probieren. Es gibt kein „du bist nicht gut genug“, sondern „du bist noch nicht bereit“.
Man darf aber auch nicht unterschätzen was es körperlich bedeutet, so viel Sport zu machen. Eine gewisse Grundfitness ist also schon auch wichtig. Aktuell soll es so sein, dass es ein Projekt gibt, dass besonders Kinder von Politikern eingeladen werden. Die Schule erhofft sich dadurch eine Veränderung im politischen System.
Wie schon geschrieben, ist Schetinin der, der die Werte hochhält. Er kann diese wohl in großartigen Bildern vermitteln. Die Kinder sind ihm besonders wichtig. Man sagt, wenn er sich gerade mit einem Kind unterhält, sogar Präsident PwartenDreieneeiene, bis er mit dem Gespräch fertig ist.
Auch die Verbindung der Menschen mit dem universellen Kosmos ist ein wichtiger spiritueller Wert der Schule. Den Schülern wird bewusst, dass sie alle miteinander und der Natur verbunden sind und das Alles lebendig ist. Darum ist auch die ganze Schule und das Lernen lebendig und hat keine festen Strukturen, die man nicht verändern könnte, wenn dies notwendig wäre. Schetinin sagt auch: Kinder sollten ein offenes Herz, funkelnde Augen wie Sterne und Schwielen an den Händen haben. Wichtig ist hier aber die Verbindung von allen Dreien. Wichtig ist auch die Reihenfolge von: grenzenloser Glaube an das Kind, Aufrichtung seiner Seele und dann erst das Lernen.
Diese Erfahrung kommt aus der Zeit als Schetinin noch Lehrer an einer Musikschule war. Er nahm zu Beginn einer dreijährigen Ausbildung alle Schüler, die als nicht talentiert zum Musizieren galten. Das erste Ausbildungsjahr verbrachte er mit ihnen nur in der Natur und legte Wert auf Gruppenbildung und Entwicklung der einzelnen Kinder. Erst im zweiten Jahr wurde Musik langsam in den Alltag eingeflochten. Nach drei Jahren war diese Klasse die Beste in der ganzen Region. Er spricht in diesem Zusammenhang von Entblockierung und Aufschließung der Kinder.
Diese Schule, die nur im deutschsprachigen Raum Schetinin-Schule heißt, ist die dritte Schule die Schetinin leitet. Die erste war wohl noch eine „normale“ Schule in der er Veränderungen umsetzte. Dann gründete er eine eigene Schule, welche aber abbrannte bzw. wohl Opfer von Brandstiftung war. Viele seiner damaligen Lehrer gingen aus Angst. Die Menschen die blieben, bauten mit ihm die heutige Schule auf und sind zum Teil noch als Lehrbegleiter dort.
Der Mensch wird auch als Generationenmensch angesehen und damit ist die Schule auch eine Generationenschule. Die aktuelle Generation lebt nicht für sich allein. Sie ist beeinflusst von den Genen ihrer Vorfahren. Sie lebt durch die aktuelle Generation weiter und auch für und durch die Kinder. Um das intuitive Wissen der vergangen Generationen zu erlernen, wird ein großer Wert auf das Singen von Volksliedern und das Tanzen von Volkstänzen gelegt.
Ein Geheimnis warum die Schule so ist wie sie ist, sind die hohen Werte und Ziele die von Schetinin vorgeben und vorgelebt werden. Das Ziel ist immer das Streben nach dem Höchsten für sich, seine Mitmenschen und die ganze Welt. Das ist jedem Schüler bewusst und er folgt diesen Zielen auch gerne, da sie ihn und sein Umfeld anheben. Da kommt auch das Kollektiv zum tragen, welches in der westlichen Welt so einen schlechten Beigeschmack hat. Aber wenn man dies aus sich heraus und damit aus einer ganz tiefen Freiwilligkeit macht und somit sein Leben hohen Zielen und Werten in einer Gruppe/Kollektiv widmet, ist dies für Menschen sehr sinnstiftend. Da jedem bewusst ist, dass er in irgendeiner Form mit seinen Mitmenschen verbunden ist und alles Gute was er tut, gleichzeitig für sich macht, bekommt der Begriff „Kollektiv“ einen ganz neuen tieferen Wert.
Ein weiteres Geheimnis ist das alles Wissen immer in einer systemischen Struktur gelernt wir. Dies wird in den Videos auch dargestellt. Sehr wichtig ist dabei aber, dass jedem Lernenden von Anfang an klar ist, dass er sein Wissen so lernen, strukturieren und dokumentieren muss, dass er es in Folge jemand Anderem weitergeben kann. Man lernt also nie für sich allein.
Ich als Lehrer habe den Stoff, den ich unterrichtet habe zu weiten Teilen erst so richtig verinnerlicht. Deshalb liegt wohl hierin einer der Schlüssel für die großen Lernerfolge der Schule.
Hier jede Menge Videos dazu
Englische Untertitel und auch mal mit kritischen Worten …
Richard Kandlin – Ein junger Mann der in Deutschland aufgewachsen ist und einige Jahre in Russland auf die Schetinin-Schule gegangen ist. Er sieht es als seine Lebensaufgabe an, diese Art von Schule im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.
Das Besondere hier sind alte Aufnahmen von Herrn Schetinin
Etwas ältere Videos der Schule